ChatGPT mit Schere und Kleber
Auf den ersten Blick scheint ChatGPT erst einmal kein Thema für die Kita zu sein. Doch Sprachmodelle werden sowohl von Kindheitspädagog:innen im Rahmen ihrer Ausbildung oder ihres Studiums als auch von pädagogischen Fachkräften in der Praxis genutzt, um zu entscheiden, wie ein Tagesablauf im Kinderhaus aussehen könnte, ein Brief an Eltern und Kolleg:innen formuliert, oder die Geburtstagskarte für Kinder der Kita gestaltet werden könnte. Im Netz finden sich immer mehr Unterrichtsideen für Grundschulkinder, die mit Hilfe von Sprachmodellen umgesetzt werden sollen. Entsprechend sind wir im Sommersemester 2024 mit Student:innen der PH Ludwigsburg aus dem Studiengang Bildung und Erziehung im Kindesalter der Frage nachgegangen, wozu wir selbst ChatGPT nutzen. Gefragt haben wir uns daran anschließend, was wir aufgefordert sind mit ChatGPT zu tun, und wozu wir Kinder auffordern, bzw. womit wir sie konfrontieren, wenn wir Inhalte mit Hilfe von Sprachmodellen generieren.
Wir haben uns der Rede über so genannte KI angenähert und damit einhergehende, aktuelle bildungspolitische Forderungen diskutiert, die nicht nur die Erwartung in den Raum stellen, dass in Kita und Grundschule mit Tablets und Apps umgegangen wird, sondern auch durch Programmierspielzeuge analytisches Denken und Problemlösekompetenzen gefördert werden. Zu fragen ist in diesem Zusammenhang wohl nicht nur, welche Probleme hier wie angenommen und gelöst werden sollen, sondern auch welches Verständnis von Kind und Kindheit, von Lernen und Medien aktuelle Diskurse strukturieren.
Ausprobiert haben wir Programmspielzeuge, aber auch selbst versucht Funktionsweisen von so genannter KI zu symbolisieren. Da medienbezogene Spiele von Kindern zeigen, dass Erfahrungen, die Kinder im direkten Umgang mit den Dingen machen, verknüpft sind mit Erfahrungen, die sie im Umgang mit digitalen Medien machen, ist anzunehmen, dass die Auseinandersetzung mit Programmbausteinen pädagogisch erst dann überzeugt, wenn sie einbezieht, dass der Computer „verändert, was man von sich und der Welt wissen kann und wie man es erfahren kann.” (Scholz 2001, S. 52) In diesem Sinne haben wir versucht nachzuvollziehen, wie nicht-mediale und mediale Weltzugänge ineinandergreifen können und einen Ausdruck für das, was wir hier nachvollziehen können, in Artefakten zu finden, die wir im Seminar gestaltet haben.
Gesine Kulcke und Matthais Kulcke bieten seit 2011 gemeinsame Lehrveranstaltungen zu den Themen Lernen, Gestalten und digitale Medien an. Matthias Kulcke forscht und lehrt zu gestaltgebungsbasierter sensorischer Nachhaltigkeit in den Feldern Raumgestaltung, Musik und bildende Kunst.